Kathrin Hartmann

Angesichts der Klimakatastrophe ruhen alle Hoffnungen auf der Green Economy, die das Wirtschaften nachhaltig und sozial machen soll. Elektro-Autos statt CO2-Schleudern, Biosprit statt Benzin, Aquakultur statt Überfischung. Subventioniert von der Politik, unterstützt von Umweltorganisationen, ausgezeichnet mit Nachhaltigkeitspreisen. Wirtschaftswachstum und überbordender Konsum, so die frohe Botschaft der sogenannten dritten industriellen Revolution, sind gut für die Welt, solange sie innovativ und intelligent gemacht sind. Die technikbegeisterte Mittelschicht hört das gern.

Doch auch der Rohstoffhunger des grünen Kapitalismus ist riesig: Selbst für nachhaltiges Palmöl, das in Biodiesel und Fertigprodukten steckt, werden Regenwälder gerodet und Menschen vertrieben, wie Kathrin Hartmann in aufrüttelnden Reportagen aus Indonesien zeigt. raubbau grafik
Ebenfalls schockierend sind ihre Recherchen in Bangladesch: Garnelen aus Zuchtbecken werden mit Öko-Siegeln exportiert, dabei wurden dafür gegen den Willen der Bevölkerung Reisfelder und Mangrovenwälder zerstört. Um den eigenen Hunger zu bekämpfen, zwingt man den Bauern dort Gentechnik-Saatgut auf.

Eine schonungslose Abrechnung mit der Illusion des grünen Wachstums, dem Zynismus von Wirtschaft, Politik und NGO und unserem verschwenderischen Lebensstil.

"Hartmanns Recherchen liefern eindrückliche Bilder vom Ausmaß der Zerstörungn und zugleich beschämen sie jede Überzeugung, mit ein paar Siegeln auf Verpackungen wäre schon etwas getan." Harald Welzer, ZEIT Literatur (26.11.2015)

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Zur Person

Kathrin Hartmann, geboren 1972 in Ulm, studierte in Frankfurt/Main Kunstgeschichte, Philosophie und Skandinavistik. Nach einem Volontariat bei der »Frankfurter Rundschau« war sie dort Redakteurin für Nachrichten und Politik. Von 2006 bis 2009 arbeitete sie als Redakteurin bei »Neon«. 2009 erschien bei Blessing »Ende der Märchenstunde. Wie die Industrie die Lohas und Lifestyle-Ökos vereinnahmt.«, 2012 erregte ihr Buch über die neue Armut - »Wir müssen leider draußen bleiben« - großes Aufsehen. Kathrin Hartmann lebt und arbeitet in München.

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Inhalte zum Nachschauen & -hören

Vortrag

Diskussion

Kathrin Hartmann Daniel Deimling Diskussion

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Nach unserer feinen Veranstaltung zur Kritik des BIPs amp; möglichen Alternativen mit Lorenzo Fioramonti zeigen wir zur Abrundung der Thematik die preisgekrönte italienische Doku "Presi per il PIL. Liberarsi dal dogma della crescita economica", auf dt. in etwa "Verkauft vom BIP. Befreien wir uns vom Wachstumsfetisch"
(ital. Originalfassung mit ENGLISCHEN Untertiteln!) im Saal des KPÖ-Bildungsvereins im Volkshaus in der Lagergasse.
Die Doku beruht auf einer Idee des Referenten von letzter Woche, Lorenzo Fioramonti.
Umgesetzt wurde sie von Andrea Bertaglio (Recherchen) & Stefano Cavallotto (Regie).
Vor dem Hintergrund der BIP-Problematik, inkl. wachsender Verschuldung, Arbeitslosigkeit, Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen, sozialer Prekarität & fehlender Perspektiven ... 
macht sich der Film quer durch Italien auf die Suche nach Menschen, die sich (wenigstens ein Stück weit) von den existenziellen Zwängen dieses Systems freimachen & ein gutes Leben abseits (oder jenseits) davon führen wollen -- mit all den Schwierigkeiten, Zweifeln und Kompromissen, die das mit sich bringt, egal ob man es allein, abseits & im Rückzug, oder gemeinsam und im Versuch verbringt, jenseits dieser Wirtschaftsweise etwas Neues aufzubauen.
Nähere Infos >> auf der offiziellen Film-Website.