Lorenzo Fioramonti: Gross Domestic Problem. The politics behind the world's most powerful number, London & New York 2013.

Das wohl "Politischste" der hier vorgestellten Bücher zum BIP*. Fioramonti -- er sprach auf Einladung des ImZuWi am 9. Oktober 2015 in Graz -- analysiert dabei v. a. die politischen Entstehungskontexte und Nachwirkungen einer krisen- & kriegswirtschaftlichen Ausrichtung bis heute, das Versagen einer Politik des BIP* in Sachen Gerechtigkeit und Entwicklung, die politischen Motive hinter Änderungen der Berechnungsystematik (bspw. Umstelung vom BSP aufs BIP), und letztlich die ungerechtfertigte politische Macht des BIP, wie sie in globalen "Hackordnungen", dem Zugang zu globaler Governance, und in erzwungenen Strukturreformen und Stabilitätspakten in Entwicklungs- und EU-Politik zum Ausdruck kommt. Ein großer Teil des Buchs widmet sich aber auch (wohltuenderweise) den historischen und aktuellen Entwürfen für Alternativen zum BIP*, wobei Fioramonti rein messtechnische Nachbesserungen, erkenntniskritische Ergänzungen und radikale Gegenentwürfe zum BIP* vorstellt. Zum Einstieg in die politische Debatte rund um die Notwendigkeit einer "Entthronung" des BIP ein hervorragendes, engagiertes Buch -- allerdings mit historischen Lücken (was die Rolle von Clark und v.a. Keynes in GB für die Entwicklung des BIP* angeht), die sich auch in der etwas unklaren Einschätzung des Verhältnisses zwischen BIP* und "neoliberaler Wirtschaftspolitik" äußert.
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In Fioramontis nächstem Buch How Numbers Rule the World) wird die Problematik noch weiter aufgerollt -- auch absolut lesenswert.