Den Sustainable Society Index (SSI) der niederländischen Sustainable Society Foundation gibt es bereits seit 2006 -- und in 2008 und wiederum 2012 aktualisierter Fassung bis heute. Der SSI präsentiert sich dabei als ein relativ schlankes, aber aussagekräftiges Indikatorenset, das dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit folgt, ohne aufwändige Aggregation auskommt und dabei doch politisch hoch relevant sein kann.

 

Selbstverständnis und Motivation

Der Sustainable Society Index (SSI) soll ein einfaches und transparentes Werkzeug sein, um das gesellschaftliche Leitbild einer integrierten nachhaltigen Entwicklung statistisch zu erfassen, dabei Zusammenhänge und Trends aufzuzeigen, als Vergleichsmaßstab für unterschiedliche Länder und Regionen zu dienen und letztlich auch Anlass und Anleitung für verschiedene politische Handlungsfelder zu geben.

 

Methodik

Ausgangspunkt des SSI ist die Vision einer integrierten nachhaltigen Entwicklung. Er unterscheidet "three wellbeing dimensions", die von insgesamt 21 Einzel-Indikatoren erfasst werden sollen.

  • menschliches Wohlbefinden, abhängig von Grundbedürfnissen (Essen, Trinken, Hygiene), Gesundheit (Gesundheit, Luft, Wasser), persönlicher & gesellschaftlicher Entwicklung (Bildung, Gender equality, Einkommensverteilung, good governance)
  • natürliches Wohlbefinden, abhängig von Luftqualität, Biodiversität, Umgang mit erneuerbaren Ressourcen und Energien und dem Ausstoß von Treibhausgasen
  • wirtschaftliches Wohlbefinden, dezidiert als Mittel konzipiert und abhängig von ökonomischer Transition, gemessen u.a. durch Anteil der Bio-Landwirtschaft und "genuine savings", der Entwicklung des BIP, von Beschäftigung und öffentlicher Verschuldung

Der SSI deckt derzeit bereits 151 Länder oder 99% der Weltbevölkerung ab. Die Daten kommen durchwegs aus öffentlich zugänglichen Statistiken. Für 50 Länder sind allerdings keine ausreichenden Daten vorhanden, darunter Afghanistan, Djibouti, Eritrea, Somalia and Surinam.

 

Aussagekraft

Der SSI wird nicht zu einem Gesamt-Score aggregiert, sondern als graphische Übersicht ("Spinne") für alle 21 Indikatoren dargestellt, die jeweiligen Handlungsbedarf aufzeigt, einen einfachen, aber doch differenzierten Vergleich zwischen verschiedenen Ländern zulässt und dabei auch veranschaulicht, dass Wohlbefinden und Nachhaltigkeit in reichen und armen Ländern auseinanderdriften -- und zwar aus unterschiedlichen Gründen.

 

Praxis

Angewendet wird der SSI noch nicht -- er würde sich aber besser als politisches Instrument eignen als vom Anspruch und der Grundkonzeption her vergleichbare, aber hypertrophe Indizes wie der LPI - Legatum Prosperity Index oder der SPI - Social Progress Index.

 

Plus/Minus

+

  • einfache, gut nachvollziehbare Konzeption & klare Aussage
  • beruht auf breit & öffentl. verfügbaren Daten
  • methodologisch unproblematisch & politisch relevant und brauchbar

-

  • eigentümliche Auffassung von "wellbeing", wenngleich sich einfach als Aspekt/e nachhaltiger Entwicklung interpretieren lässt

 

Quellen

[1] Geurt Vandekerk (2012): [The Sustainable Society Index] >> ONLINE-DOKUMENT

[2] Sustainable Society Foundation. Sustainable Society Index >> OFFIZIELLE WEBSITE